Einführung, Moderation: Edith Ostermann-Schur
Sprecherin: Anne-Katrin Schlegel
Jene Menschen, die in der Zeit zwischen 1930 und 1940 geboren wurden, befinden sich aktuell im Ruhestand. Sie haben viel gearbeitet, haben das heutig Deutschland mit aufgebaut, sie haben Kinder erzogen und ihren Beitrag geleistet. Eigentlich könnte sich die Generation der Kriegskinder nun entspannt zurücklehnen und sich an schöne Zeiten erinnern. Schöne Zeiten?
Viele ehemalige Kriegskinder verbinden mit der Kindheit und Jugend unangenehme Erinnerungen: Bombenalarm, zerstörte Häuser, Todesangst, Angst um das Leben der Eltern und Geschwister, Vertreibung, Hunger, Väter, die auf „dem Feld“ starben oder in Gefangenschaft gerieten. Väter, die nach dem Krieg als Fremde nach Hause zurückkehrten – physisch und psychisch versehrt.
Lange Zeit hat die Generation der Kriegskinder die damit verbundenen Ängste und Traumata verdrängt. Als Kriegskind hatte man sich klaglos einzufügen, man musste funktionieren. „Andere hatten es noch viel schlimmer als wir“, trösten sich heute noch viele ehemalige Kriegskinder. Die meisten halten ihre leidvollen Erinnerungen unter Verschluss. Sie wollen vom Krieg nichts hören – und können doch immer noch kein Brot wegwerfen!
In den letzten Jahren beschäftigten sich Wissenschaftler, Schriftsteller, Psychologen und Journalisten mit den Erlebnissen der „Generation Kriegskind“, so dass mittlerweile hunderte von Publikationen zu diesem Thema vorliegen.
Wir wollen an diesem Abend anhand von Beispielen aus der jüngeren Literatur dazu beitragen, das Schweigen über dieses Thema zu brechen.
Es kann darum gehen, welche Erfahrungen wir teilen, wie sie unser Leben und unsere Familien beeinflusst haben, wie sie Generationen trennen oder gerade verbinden – oder was uns sonst in diesem Zusammenhang bewegt.